Den IF-Teil habe ich ja schon länger praktiziert und somit auf mich maßgeschneidert. Im Regelfall esse ich gegen 2 Uhr mittags zum ersten Mal, und dann nochmal um ca. 7 Uhr abends. Ich trainiere entweder morgens direkt nach dem Aufstehen (danach nur Wasser), oder kurz vor dem Mittagessen. "Fasted training" kommt mir sehr entgegen - keine Leistungseinbrüche oder Hungergefühle, und vor allem kein Stress mit obsessiver pre- und postworkout Supplementation. Da für mich eher gesundheitliche und psychologische Faktoren als Trainingsfortschritt wichtig sind, habe ich auch keine Angst davor, dass mein (nach fast 25 Trainingsjahren ohnehin überschaubarer Fortschritt) dadurch um 3,475 % gebremst wird, solange ich den Ist-Stand halte.
Interessanter ist da schon die Umstellung auf LC/ketogenic. Dabei bin ich den Hinweisen aus diesem Buch gefolgt: http://www.amazon.de/The-Art-Science-Carbohydrate-Performance/dp/0983490716/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1340529377&sr=8-1
Bisher habe ich mittags schon kaum KH zu mir genommen, dafür aber abends konzentrierte KH-Quellen wie Haferflocken, Hülsenfrüchte o. Ä. reingefahren. Nun verzichte ich auch darauf, aber durch massiven Konsum von fasrigem Gemüse (etwa 2 kg/Tag) und Nüssen komme ich insgesamt immer noch auf über 100 g/Tag.
Man sollte also meinen, dass sich meine derzeitige Ernährungsform nicht als ketogen qualifiziert, da dazu laut allgemeinen Empfehlungen nur weniger als 50 g/Tag aufgenommen werden sollen. Überraschenderweise bin ich aber doch dauerhaft in Ketose, wie ich bei zu verschiedenen Tageszeiten selbst durchgeführten Bluttests festgestellt habe. Erklärungsansätze: Zwar liegt die KH-Aufnahme der Zahl nach hoch, aber die einzelnen Nahrungsmittel sind zuckerarm, ballaststoffreich und haben sämtlich niedrige GIs. Zudem drängt mich das lange fasting window fast zwangsläufig in den Fettstoffwechsel. Auch der regelmäßige Konsum von Kokosflocken sorgt für höhere Ketonlevel (bin aber auch ohne Kokosprodukte in Ketose, habe ich nachgetestet).
Den EW-Anteil habe ich ebenfalls verringert, da laut Volek in Ketose Aminosäuren effizienter verstoffwechselt werden, und ein Übermaß an EW genau wie KH die Ketonproduktion behindert. Genaue Makroratios habe ich nicht ausgerechnet, aber Fett wird deutlich über 50 % liegen.
Konkrete Resultate:
- beim Krafttraining anfänglich Steigerung, dann Stagnation im Anfangssatz und Verringerung der Wdh-Zahl in Folgesätzen (Volek geht von einer Anpassungsdauer von etwa sechs Wochen aus, die ich noch nicht voll habe)
- optisch sofortige überraschende Verbesserung: Muskeln treten viel definierter hervor, was wohl auf Abgang von Wasser aus dem Bindegewebe zurückzuführen ist (ein paar kg Gewicht sind weg); allerdings verringerter Pump nach dem Training
- bessere Verdauung (die Details erspare ich euch), aber nicht zuviel Kokosflocken auf einmal essen!
- wider Erwarten keine Probleme mit der eingeschränkten Lebensmittelauswahl - habe sogar eine fünftägige "Geschäftsreise" einwandfrei ohne "cheaten" überstanden. Solange ein Supermarkt mit Nüssen, ungesüßter Sojamilch/Tofu und frischer Gemüseabteilung in der Nähe ist gibts kein Problem.
- auch keine Probleme mit KH-Reduktion (d. h. keine Müdigkeit/Trägheit, Kopfschmerzen usw), kommt wohl von meiner vorherigen Gewöhnung an IF.
Zum Schluss eine Bitte: Wenn ich mir die übrigen Postings so betrachte, dann ist mir klar, dass meine derzeitige Ernährungsform sich sehr von denen (fast) aller übrigen Mitglieder unterscheidet. Dies wird vorraussehbar zu allgemeinen Diskussionen über Sinn oder Unsinn von low carb und ketogener Ernährung führen, und das ist ja auch völlig OK so. Nur würde ich diesen thread gerne frei davon halten, hier soll es nur um meine persönlichen Erfahrungen mit dieser Ernährungsform im positiven wie im negativen Sinne gehen, bzw. eure Fragen/Feedback dazu.
Nach der Lektüre des oben genannten, meiner Laienmeinung nach durchaus wissenschaftlich fundierten Buchs habe ich für mich entschieden, dass ich nur durch ein Selbstexperiment herausfinden kann, ob LC für mich persönlich etwas ist. An theoretischen Diskussionen bin ich zu diesem Punkt nicht interessiert.
Unabhängig vom Erfolg oder Scheitern dieses Experiments kann man aus den Resultaten höchstens Anregungen gewinnen, aber keine allgemeinen, auf andere Menschen übertragbaren Schlussfolgerungen ableiten. Mir geht es nicht darum, andere Ernährungsformen zu diskreditieren - wenn jemand mit Rohkost, high carb/low fat oder Frutarismus gut klarkommt, dann lese ich sehr gerne darüber, aber bitte nicht in diesem thread.