Ultra schrieb:Kam jetzt bestimmt auch etwas schärfer rüber, als es eigentlich sollte. Ich habe mich aber schon reichlich angepisst gefühlt. Finde es krass, wie die Menschen es sich immer wieder rausnehmen einen Strich durch die Gesellschaft zu ziehen. Wenn man hier die ethnische Zugehörigkeit, sexuelle Vorlieben oder ähnliches als Kriterium verwendet, dann wird geschimpft und gespuckt und was weiß ich ... Wenns aber um sowas wie Arbeitlose geht, dann darf gehetzt, geurteilt usw. werden und der Staat fördert den Mist auch noch. Solange sich die Menschen gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben machen sie sich wenigstens keine Gedanken über die Ursachen.
@Tobi
Durch solche Kommentare entstehen aber gängige Vorurteile. Typisch: Die haben mehr Kohle für Fressen übrig als ich und ICH GEHE MALOCHEN. Oder: Die kriegen ja sogar die Miete bezahlt und temperieren mit offenem Fenster bla. Genau deshalb sollte man solche Dinge nicht ohne einen Blick auf den Gesamtzusammenhang betrachten. Es gab ja jetzt schon mehrere Untersuchungen, dass mit dem Regelsatz keine bedarfsgerechten gesunden 2000kcal konsumiert werden können. (Ich bin mir sicher, dass jetzt gleich wieder eine Gegenrechnung kommt. Aber nein, nicht jeder ALGIIer wird jetzt Veganer werden, von Bohnen, Hafer und Grünkohl leben).
Ok, ich fahr mich wieder runter.
Aber es ist eben genau das, was Gorilla geschrieben hat: Die verdammte Arroganz, mit der die Menschen die Schicksale anderer betrachten. Ich lebe im tieföstlichsten Sachsen. Ich kenne hier viele Familien, wo beide Elternteile VOLLZEIT arbeiten und trotzdem Stütze beziehen. Ein Drittel meiner Stadt sitzt zuhause, weil nach dem Mauerfall sämtliche Industrie still gelegt wurde. Sind diese Menschen also alle selber verantwortlich? Müssen sie ihren Arsch hochkriegen und mit 60 noch eine Ausbildung absolvieren/nach München ziehen?
Genauso klingen die Kommentare nämlich: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und blubb. Dem widerspricht aber zB. das in Deutschland der Bildungsstand sowie ausgeübte Beruf maßgeblich von den finanziellen Mitteln/Stand der Eltern abhängig ist. Ich lasse auch hier keine Einzelfallerfolgsstory gelten, denn das wurde durch zahlreiche Studien belegt.
mfG
Moment.... ich habe überhaupt nichts von faul, Arsch hochkriegen usw. gesagt. Das lasse ich mir auch nicht in den Mund legen. Ich würde höchstens sagen, dass es mittlerweile ein Milieu gibt, in dem es normal ist Stütze zu beziehen. Diese Menschen würden gering bezahlte Arbeitsstellen nicht mehr annehmen, sondern gehen lieber ihrem Nichtstun weiter nach.
Ich darf mich an der Einstellung neuer Mitarbeiter beteiligen. Und da bekommen wir viele von der Agentur geschickt. Sobald die höhren, wie die Arbeit aussieht und was man dafür bekommt, haben die meisten kein Interesse mehr. Viele haben auch direkt kein Interesse und schicken die Bewerbung nur, um ihren Soll zu erfüllen.
Als studierter Mensch gehe ich dieser Arbeit nach und andere sind dafür zu faul (oder zu fein). Und was verdiene ich durch Vollzeit mehr? 80€.......
Ist das nicht eigentlich ein Grund sich aufzuregen?
Aber das ist nur ein bestimmtes Milieu.
Viele Arbeitslose haben ihr Handwerk in Berufen erlernt, für die wenig Nachfrage besteht. Die Ü50 sind eine schwer zu vermittelnde Gruppe.
Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern nimmt immer weiter zu.
Alles Menschen, die durchaus arbeiten wollen. Denen ihr Arbeitslosendasein Kummer macht.
Das ist mir mehr als klar. In diese Gruppe könnte ich mich genausogut auch stecken.
Also erzählt mir nichts von Realitätsferne. Ich stecke in dieser Realität tief drin und strampel mit Kräften um irgendwie da wieder raus zu kommen.