Als ich zum Ersten mal einem langjaehrigem Freund erzaehlt habe, dass ich mich jetzt vegan ernaehre, meinte er auch, dass ich dabei auf total leckere Sachen verzichten muss und dass er dies nie koennte. Am WE gab es marinierte Sojasteaks vom Grill und er hat sie mir (ich habe sie nicht gegessen, da nicht anwesend) als total genial beschrieben und es hoerte sich so an als wuerde er diese jedem Rindersteak vorziehen. Dennoch wird er so schnell wahrscheinlich leider nicht darauf verzichten. Warum auch immer. Je laenger ich vegan lebe, desto mehr waechst die Unverstaendlichkeit darueber, wie symphatische Menschen die Ausbeutung/das Morden von Tieren erdulden bzw. sich sogar daran ergoetzen koennen. Aber das nur nebenbei.
Vegan und Askese: Nunja, schauen wir uns mal die Definition, die Wiki liefert, an:
Allgemein und weltanschaulich neutral versteht man unter Askese den Verzicht auf sinnliche Genüsse und Vergnügungen zugunsten der Erreichung eines als höherwertig oder innerlich befriedigender erachteten Ziels. In einem engeren Sinn versteht man darunter die religiös oder weltanschaulich motivierte Enthaltsamkeit, insbesondere den Verzicht auf Genuss von Rauschmitteln (Abstinenz), das Fasten und die sexuelle Enthaltsamkeit.
Ich denke gerade im Bezug auf Omnivore, koennte der 1. Satz hier entscheidend sein. Ein Omnivore kann sich einfach nicht vorstellen, dass man auch ohne Kaese, etc. genussvolle Gerichte zubereiten kann. Er verbindet mit vegan langweilig, eintoenig und fad. Eben weil er sich im Allgemeinen nicht mit Ernaehrung auseinandersetzt. Oder er weiss, dass es tolle vegane Gerichte gibt, moechte aber andererseits auch nicht auf tierische Produkte, die ihm ebenso gut schmecken,
verzichten. Da er den Veganismus auch nicht als befriedigendes, nicht-materielles Ziel sieht oder in anderen Worten: Die Tiere ihm scheissegal sind. Von daher wird er den Entschluss fassen, dass Vegansein Askese ist und fuer sich wird er damit auch recht haben, wohl auch im Bezug auf gewisse Personengruppen die vegan sind.
Fuer einen Mensch, der sich zum Veganismus entschieden hat, gibt es auch mehrere Varianten:
Nehmen wir jemanden, der das Leiden der Tiere nicht mehr ertragen kann/will, dem tierische Produkte allerdings nach wie vor schmecken. Fuer diesen ist diese Lebensweise nach obiger Definition Askese.
Nun gibt es aber auch Menschen(und ich nehme an das betrifft nicht nur mich), die mit hoeherem Informationsgrad ueber die Herstellung tierischer Produkte, den Geschmack an diesen verloren haben. Die bei dem Gedanken oder auch bei dem Essen von tierischen Produkten keinen Genuss, sondern Ekel empfinden. Und genau fuer diese Gruppe von Menschen (wahrscheinlich in europaeischen Gefilden der Grossteil der Veganer) kann Veganismus keine Askese per Definition darstellen.