human vegetable schrieb: Schmerzempfindung ist nicht das einzige Kriterium. Wenn Wissenschaftler z.B. Kühe züchten könnten/würden, die keine Schmerzen empfinden, so ist doch hoffentlich intuitiv klar, dass das die Ausbeutung nicht rechtfertigte. Letztendlich haben nichtmenschliche Tiere neben einem schmerzfreien Leben eben auch noch andere Interessen.
Schmerzempfinden ist wirklich nicht alles. Der Begriff "Leid" ist da schon umfassender - dazu würde ich Schmerzen, Stress, Angst, Frustration etc. zählen.
Andererseits sehe ich aber auch die Gefahr, Tiere zu vermenschlichen. Wenn man sich in die Bienen hineinversetzt und sich vorstellt, wie der böse Imker die harte Arbeit eines ganzen Sommers stiehlt und durch billige Zuckerplörre ersetzt, dann steigt einem natürlich die Galle hoch. Ob die Bienen selbst aber zu ähnlichen Regungen fähig sind, darf bezweifelt werden.
Auch Pflanzen haben auf irgendeine Art sicherlich das "Interesse" (Zitat F. P.) nicht verspeist zu werden - wo zieht man also die Linie zwischen dem bewusst wahrgenommenen Leid "höherer" Tiere und dem evolutionär programmierten, völlig automatisch ablaufenden Überlebensprogramm von Pflanzen und vielleicht auch einiger "niederer" Tiere?
Eine pragmatische Antwort wäre, dies beim Übergang zwischen Tier und Pflanze zu tun, das schafft formale Klarheit. Aber lässt es sich auch inhaltlich rechtfertigen, außer als praktische Entscheidungshilfe für den veganen Alltag?
Sehr gute Überlegungen, die weitestgehend meine Zustimmung erfahren. Allerdings würde ich persönlich nicht von einem Interesse reden, wenn keinerlei Bewusstseinsinhalte gegeben sind. Ein PC hat z.B. nicht das Interesse seine Daten zu sichern, auch wenn einige Software das automatisch macht.
Es ist aber eben auch bei Pflanzen strittig, inwiefern sie irgendwelche bewussten Erlebnisse haben können.
Es gibt mMn 2 Argumente, die plausibilisieren, dass auch weniger hochentwickelte Tiere wie Insekten rudimentäre Empfindungen haben können, Pflanzen eher nicht.
1. Pflanzen besitzen zwar ein Elektronensystem, jedoch kein Nervensystem. Es ist also fragwürdig, ob Reaktionen wie Schmerz bei Pflanzen biologisch überhaupt möglich sind.
Ein Einwand hiergegen wäre allerdings, dass Schmerz eine multiple Realisierbarkeit besitzen könnte. D.h. auch ein elektronensystem kann ggf. Empfundungsqualitäten erzeugen, wenn es nur eine vergleichbare Komplexität besitzt.
Ein Einwand dagegen wäre wiederum, dass Plfanzen (meines Wissens) nicht zentral organisiert sind; es gäbe also keinen Ort, an dem Impulse zu einem Eindruck verarbeitet werden. Allerdings haben (mW) auch Regenwürmer kein solches zentrales Nervensystem; Bienen haben ja zumindest ein Ganglion.
2. Schmerz, Angst usw. wurden selektiert, da diejenigen Objekte, die diese Empfindungen hatten, vor Feinden wegliefen, Quellen des Schmerzes zukündftig mieden usw. usf. (und sich dadurch eher reproduzieren konnten).
Pflanzen sind aber sozuagen 'stationär', bringen also die relevanten Voraussetzungen für einen Selektionsvorteil durch Angst und Schmerz nicht mit. Pflanzen haben zudem andere Schutzmechanismen (Ausschüttung von Giften etc.), Schmerzen und Ängste wären also völlig überflüssig.
Hierbei kann man eigentlich nur die erste Prämisse kritisieren und anzweifeln, dass genau das der Selektionsgrund für solche Fähigkeiten ist. Oder man kann den Adaptionismus in diesem Falle bezweifeln. Vielleicht schleppt ja auch jeder Organismus einfach als Epiphänomen Bewusstseinsinhalte mit sich rum