Hier noch der Text von Vegan.de
"Mich interessieren eure Meinungen, Lösungsvorschläge, Hinweise.
Mein Name ist Danny, ich bin 23 Jahre alt und lebe seit 5 Jahren fleischfrei. Davon das erste Jahr vegetarisch und jetzt mittlerweile ganze 4 Jahre vegan. Ich hatte sowohl ernährungsmäßig, als auch psychisch gute und schlechte Phasen: viel Vollkorn, roh, kein Alkohol, Sport, exotische Lebensmittel, ausgewogene Ernährung, diverse Öle, Obstsorten, viel ausgegangen, viel mit Freunden gemacht, glücklich gewesen, etc. Aber auch Alkohol, viele vegane Fertigprodukte, wenig Obst, selten Salat, an Keime, Körner und Co gar nicht mehr gedacht, Studienabbruch, Zukunftsangst, …) Also Hochs und Tiefs in normaler Dimension.
Meine Ernährung unterstütze ich durch den regelmäßigen Konsum von B12-Tabletten. Schon seit ich Veganer wurde. Wie wahrscheinlich jeder Veganer habe ich etliche Debatten geführt und führen müssen, war glücklich über Anerkennung und ab und an genervt davon, nicht einfach in Ruhe Essen zu können, sondern immer Erklärungen abgeben zu müssen.
Natürlich habe ich etliche Internetseiten und Bücher gelesen. Von veganen Bodybuilderärzten, die supergesund sind über Veganer, die das B12-Thema runter spielen bis hin zu Ärtzen, die die Hände überm Kopf zusammenschlagen beim Wort vegan und solchen, die sich anerkennend dafür aussprechen.
Außerdem habe ich von etlichen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit gelesen und ging immer davon aus, dass bei ausgewogener Ernährung und B12-Unterstützung vegan unschlagbar sei.
Hier meine Bilanz: ich bin krank geworden. In mehrfacher Hinsicht:
Magen-Darm: Blähungen, Missempfinden, extremes Spannungsgefühl, aufgedunsener Bauch, sehr weicher Stuhlgang, häufiger Toilettengang. Fast alles davon in täglicher Ausprägung.
Es fing an, als ich Vegetarier wurde und verstärkte sich merklich, als ich auf vegan umstieg. Davor hatte ich keine Probleme. Seitdem ist’s unverändert schlecht.
Ich war bei schätzungsweise 100 Ärzten, habe eine Magen- und eine Darmspiegelung gemacht, Ultraschallbilder; mir wurde ein Antibiotikum verabreicht, das alles im Darm tötete, weil eventuell ein Bakterium verantwortlich sein könnte. Ich war bei Heilpraktikern; ich habe eine Stuhlanalyse machen lassen, habe eine Colon-Hydro-Therapie für viel Geld mitgemacht, die Hefepilze beseitigen sollte, aber nichts änderte sich.
Unterm Strich: ohne Befund! Keine Tumore oder Entzündungen oder sonstwas. Organisch nichts zu finden. Muss also sowas wie Reizdarmsyndrom sein.
Zittern: Vor fast zwei Jahren merkte ich von einem Tag auf den anderen plötzlich ein leichtes Zucken am ganzen Körper. Das kann man sich so vorstellen, als wäre wie Wirkung des Herzschlags so intensiv, dass z.B. in den Armen auch minimal der ganze Arm bewegt wird. Ich fasse auf mein Herz, spüre den Schlag und spüre wie auch die Muskeln oder wasweißich im Arm leicht zucken. Wenn ich ein Bein übers andere lege (beim sitzen) wippt das übergelegte Bein deutlich rhythmisch hin und her. Wenn ich meinen Kopf auf meinen Arm lege, spüre ich rhythmisch kleine Stöße durch den Arm fahren. So etwas kannte ich früher gar nicht.
Mehrere Ärzte (Psychologen, Neurologen, AllgemMed) untersuchten mich. Nichts zu finden. „Haben Sie keine Angst, es ist keine schlimme Systemkrankheit oder so etwas.“
Jetzt lebe ich einfach damit.
Augen: Zwar hat sich bei mir nicht die Sehfähigkeit an sich stark verändert, aber dennoch gibt’s seltsame Phänomene: Neonfarben kann ich irgendwie schwer erkennen. Und wenn auf einer Broschüre in Orange auf Blau etwas geschrieben steht, sieht das Orange total seltsam aus. Oder bei Pink auf rosa. Da kann ich manchmal fast gar nichts mehr lesen. Außerdem fangen helle Lichtquellen im Dunkeln vor meinen Augen an zu zittern und zu vibrieren. Wenn ich nachts aus meinem Fenster auf die beleuchtete Haustürnummer des gegenüberliegenden Hauses sehe, dann springt diese festinstallierte Lampe plötzlich wild hin und her, wackelt total verrückt, obwohl alles andere daneben ruhig und wie immer aussieht.
Einschlafende Gliedmaßen: Das Gliedmaßen ab und an mal einschlafen weiß ich, aber – seitdem ich vegan lebe – schlafen meine Glieder extrem schnell ein und es stellt sich so ein taubes Kribbelgefühl ein. Das kannte ich früher überhaupt gar nicht.
Das alles klingt jetzt melodramatisch, wurde aber wie gesagt von etlichen Ärzten hundertfach nachgeprüft. Und nie kam irgendetwas dabei heraus. Ich will nicht einfach eine Kausalität zwischen den Sachen herstellen (weil vegan krank), alles was ich feststellen kann, ist die Parallelität der Ereignisse (vegan und krank).
Ich war wie erwähnt von der Güte der veganen Ernährung immer überzeugt und konnte mir das nicht erklären, aber in meinem Leben kommen die segenspendenden Stories vom Veganismus nicht vor. Bei mir ist Fakt, dass ich, als ich ungesund und schlecht lebte (vor etlichen Jahren: viel Fleisch, nie Obst, möglichst immer frittiert, …) nicht ein einziges dieser Probleme hatte. Im Gegenteil. Ich war selten krank und hatte überhaupt keine regelmäßigen oder gar bleibenden Beschwerden.
Oft bin ich über diesen Zwiespalt zwischen meiner Gesundheit und dem eigentlich gesunden Veganismus ins Zweifeln geraten. Ich versteh es einfach nicht. Selbst wenn all meine Probleme z.B. psychosomatisch wären, sie sind nicht weggegangen als bessere Zeiten kamen und sie kamen auch nicht in oder direkt nach schlechten Zeiten, sondern meistens in sehr schönen, guten, gesunden Phasen.
Jetzt habe ich das philosophische Problem, dass ich immer noch genauso überzeugt bin von der Richtigkeit veganer Argumente, aber nicht in 10 Jahren als Pflegefall enden möchte, nur weil alle Ärzte abwinkten und sagten, „dass muss nicht zwangsläufig mit Veganismus zu tun haben.“
Deshalb überlege ich, mich ein Jahr lang vegetarisch, vielleicht ab und an zwischendurch sogar omnivor zu ernähren, um meinen Körper wieder an anderes zu gewöhnen. Dann werde ich sehen, ob sich etwas verändert oder nicht. Und natürlich ist mir bewusst, dass selbst wenn sich etwas ändert es auch dann nicht zwangsläufig mit nur mit der Ernährung begründet sein muss. Aber wenigstens hätte ich einen Anhaltspunkt.
Doch natürlich will ich das alles auch wieder nicht. Ich möchte kein Fleisch essen und keine Milch trinken und Käse verspeisen, aber meine Angst, dass sich mein Zustand verschlimmert, ist einfach zu groß. Die Tatsache, aus nicht auffindbaren gründen mit nicht auffindbaren Ursachen trotzdem von einer gesunden zu einer kranken Person geworden zu sein, belastet extrem. Ich möchte mich nicht kaputtmachen, ohne zu wissen, was mich kaputtmacht.
Könnt ihr mich verstehen? Was würdet ihr machen? Jeder hat schließlich nur seine eigene Gesundheit. Ist die weg – egal aus welchem hehren Ideal – dann ist’s zu spät. Wie kann ich diesen Gewissenskonflikt lösen?
Liebe Grüße
Danny"