Das gilt in der Tat für das meiste Palmöl, aber wenn man den Aussagen der Geschäftsführung von Rapunzel glauben schenken darf, geht ihres klar:
INFORMATION: BIO-PALMÖL AUS KOLUMBIEN
Bio-Palmöl aus Kolumbien
Information über den aktuellen Stand
Legau, 26.05.2010
Sehr geehrte Kundin,
sehr geehrter Kunde,
die öffentliche Kritik an unserem Bio-Palmöl-Lieferanten in Kolumbien, dem unter anderem
in einem ARD-Report Umweltverschmutzung, Regenwaldabholzung und Landvertreibung
vorgeworfen wurden, nehmen wir sehr ernst. Es war uns sehr wichtig, uns
selbst vor Ort kundig zu machen und ausführliche Gespräche mit den Betroffenen zu
führen. Deshalb besuchte unsere Rohstoffexpertin im April Kolumbien. Dadurch konnten
wir sehr differenzierte Fakten zusammentragen. Diese und die für unser Handeln
wichtigen Schlussfolgerungen daraus wollen wir Ihnen darlegen.
Vorgeschichte
Am 22. März 2010 wurde im Rahmen einer ARD-Report-Sendung über Ölpalmen-Anbau
und Landvertreibung von einer Finca (Las Pavas) in der Region Süd-Bolivar / Kolumbien
berichtet. Der Palmöl-Lieferant Daabon Organic, von dem auch RAPUNZEL sein Bio-
Palmöl bezieht, wurde damit in Zusammenhang gebracht.
Das Wissen um die Problematik von Primärwaldrodung zur Palmöl-Erzeugung hat
RAPUNZEL bereits Anfang der 1990er Jahre veranlasst, sich aktiv um einen alternativen,
nachhaltigen Öko-Anbau zu bemühen, dies schon damals mit der Firma Daabon in
Kolumbien. Die Bio-Anbaugebiete von Daabon liegen im äußersten Norden des Landes in
den Bezirken Magdalena und La Guajira. Die Anbauflächen für Ölpalmen, aber auch für
Kakao, Bananen und Kaffee, die nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus kultiviert
werden, sind seit 1994 regelmäßig bio-zertifiziert. Das Bio-Palmöl, welches
RAPUNZEL bezieht, kommt ausschließlich aus diesem Anbaugebiet und nicht aus Süd-
Bolivar.
In den letzten Jahren haben zahlreiche kolumbianische Firmen in der Region Süd-Bolivar
Land erworben, um dort Ölpalmen anzupflanzen. Unter anderem auch das Konsortium El
Labrador, an dem auch die Daabon-Tochterfirma C.I. Tequendama als Investor beteiligt
ist. In den letzten Jahrzehnten war dieses Gebiet im kolumbianischen Bürgerkrieg immer
wieder von zahlreichen Auseinandersetzungen betroffen. Bis in die heutige Zeit gibt es
dort wie in vielen anderen Gebieten Kolumbiens noch Defizite in der Ordnungspolitik.
Zudem besteht in Kolumbien unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit der Landnahme
durch Bauern, sofern brachliegendes Agrarland nachweislich 5 Jahre lang durch
sie bestellt wurde. Danach kann ein Antrag bei der zuständigen Behörde gestellt werden,
dass das Land enteignet und ihnen überschrieben wird. Dabei sind lückenhafte
Dokumentationen und zeitweise ungeklärte Zuständigkeiten der Behörden oft die Ursache
für eine Vielzahl an Landkonflikten. Man spricht davon, dass in Süd-Bolivar gegenwärtig
ca. 400 ähnlich gelagerte Konflikte verhandelt werden, u.a. der um die Finca Las Pavas in
Zusammenhang mit dem Konsortium El Labrador und der Bauerngemeinschaft ASOCAB.
Aktueller Stand ist hier, dass das Land dem Konsortium El Labrador wiederholt rechtswirksam
per Gerichtsentscheid zugesprochen wurde.
123 Bauernfamilien, welche über die Bauerngemeinschaft ASOCAB organisiert sind,
hatten bereits gegenüber dem Vorbesitzer offiziell Ansprüche angemeldet und beanspruchen
Land in Süd-Bolivar für sich, dabei auch Flächen der Finca Las Pavas. Sie
bauten nach eigener Auskunft über die Jahre immer wieder auf Teilflächen u.a. Yucca,
Mais und Bohnen an und errichteten in der Vergangenheit auch einmal eine Jungpflanzenanzucht
für Kakao. Das Gebiet ist fruchtbares Schwemmland und große Teile
davon werden bereits seit Generationen landwirtschaftlich genutzt.
Nach einem für sie positiven Gerichtsentscheid ließ das Konsortium El Labrador am
14. Juli 2009 das bereits 2007 gekaufte Gelände der Las Pavas-Finca (1.127 ha) durch
die örtlichen Behörden räumen. Dies deshalb, da es aus ihrer Sicht zu einer illegalen Besetzung
durch die Bauerngruppe gekommen war. Die Umstände dieser Räumung werden
von verschiedenen Seiten unterschiedlich dargestellt. Die Bauerngemeinschaft zweifelt
grundsätzlich die Rechtmäßigkeit des Verkaufes von Land in der Region Süd-Bolivar an
und fordert 20 ha Land pro Bauernfamilie. Im Moment arbeitet eine unabhängige
Experten-Kommission vor Ort unter der Koordination der Nicht-Regierungsorganisation
(NGO) Christian Aid an einer konkreten Kompromiss-Lösung für diesen Fall. Ziel ist es,
unter Einbezug verschiedenster beteiligter Interessengruppen wie der Bauerngemeinschaft,
dem Konsortium, vor Ort tätigen Nicht-Regierungsorganisationen sowie Kirchenvertretern
eine für alle Beteiligten tragfähige und faire Lösung zu finden. Ein umfangreicher
Bericht wurde für Ende Mai angekündigt. Von diesem erwarten wir uns eine
konstruktive Lösung.
Was hat das alles mit RAPUNZEL zu tun?
Die Firma Daabon, von der wir unser Bio-Palmöl beziehen, wurde beschuldigt, mitverantwortlich
an der Vertreibung von Bauern in Süd-Bolivar (Las Pavas-Finca) zu sein.
Zusätzlich wurde ihr vorgeworfen, Regenwald für die Neupflanzung von Plantagen zu
roden und die Umwelt durch unsachgemäße Lagerung von Palmöl zu verschmutzen.
Unsere Rohstoffexpertin ist all diesen Punkten vor Ort nachgegangen.
Ergebnisse des Besuchs:
Unserer Agraringenieurin wurde sowohl zu den Plantagen zur Bio-Palmölproduktion im
Norden von Kolumbien, zur Verarbeitung sowie zur Verschiffung ungehinderter und
unkontrollierter Zugang eingeräumt. Sie konnte spontan Bauern und Mitarbeiter befragen.
1. Die Plantagen, aus denen RAPUNZEL sein Palmöl bezieht, sind hinsichtlich Öko-
Anbau und nachhaltigem Umweltschutz sehr gut geführt. Da es sich um Land
handelt, das seit vielen Generationen bereits landwirtschaftlich genutzt wurde, ist
für die Anlagen der Bio-Ölpalmenplantagen auch kein Regenwald abgeholzt
worden. Durch die Umstellung auf kontrolliert biologischen Anbau wurde die
Bodenfruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen über die Jahre verbessert.
Zudem legt die hinter dem Unternehmen Daabon stehende Familie Dávila immer
sehr großen Wert darauf, umfangreiche Ausgleichsflächen zu erhalten und - wo
möglich - auch neue zu schaffen. Für ihre Flächen bestehen Landnutzungspläne
beispielsweise auch im Hinblick auf Wasserschutz und Sicherung der Wasserversorgung.
2. Der Umgang von Daabon mit ihren Mitarbeitern ist vorbildlich. Das Unternehmen
bezahlt seine Mitarbeiter über Tarif sowie alle geforderten und darüber hinausgehende
Sozialleistungen. Deshalb ist die Stimmung unter den Mitarbeitern sehr
gut, egal ob in den Plantagen, bei der Verarbeitung oder bei der Verschiffung. Die
Mitarbeiter sind gut informiert und gut ausgebildet.
Die Situation der Kleinbauern, welche über sogenannte „Allianzen“ mit Daabon
zusammenarbeiten und über gesicherte Abnahmeverträge mit Daabon ebenfalls
Bio-Ölpalmen kultivieren, wurde in unabhängigen Studien als sehr positiv herausgestellt.
Die Bauern erhalten von Daabon professionelle Beratung im ökologischen
Anbau und profitieren auch von den über die Jahre von Daabon-Mitarbeitern
entwickelten natürlichen Methoden des Pflanzenschutzes. Ein Daabon-Team
kümmert sich um die sozialen Belange der mit Daabon zusammen arbeitenden
Kleinbauern.
3. Aus den Fehlern der Vergangenheit hat Daabon gelernt. Damit kein Palmöl die
Umwelt, Wasser oder Meer verschmutzen kann, wurden alle Anlagen in Verarbeitung,
Lagerung und Verschiffung auf den neuesten Stand gebracht. Modernste
Umweltschutzmaßnahmen und neueste Sicherheitssysteme sind heute Standard.
Gerade deshalb investierte Daabon vor Jahren auch in die Beteiligung an einem
Terminal des Hafens von Santa Marta.
4. Die Situation im mehrere hundert Kilometer entfernten Süd-Bolivar hingegen ist
sehr komplex. Es entspricht den Tatsachen, dass mithilfe der Behörden das Land
des Konsortiums El Labrador geräumt wurde. Die Bauern fühlen sich aber insbesondere
auch durch die Behörden im Stich gelassen, da nach ihrer Meinung
das Land nicht an das Konsortium hätte verkauft werden dürfen. Sie hätten schon
vor dem Verkauf berechtigte Ansprüche auf das Land angemeldet. Dies sei durch
die Behörden nicht in der korrekten Form durchgeführt worden. Wir haben uns den
Vorgang von allen Beteiligten ausführlich schildern lassen. Aufgrund des
komplexen Sachverhaltes ist es sowohl für alle Beteiligten als auch für Außenstehende
sehr schwierig, sich hier ein klares Bild der Situation zu machen. Grundsätzlich
scheint es schwierig zu sein, diesen über längere Zeit währenden Landkonflikt
noch zweifelsfrei zu klären. Wir sehen die Notwendigkeit, dass neben einer
rein juristischen Bewertung auch das moralische Rechtsempfinden der
Betroffenen bei einem Lösungsansatz mit berücksichtigt werden muss. Die unabhängige
Kommission vor Ort unter Koordination der NGO Christian Aid arbeitet
an einem Lösungsansatz unter Einbeziehung aller Beteiligten. Das Ergebnis soll
bis Ende Mai vorliegen.
Resümee:
Die Firma Daabon, von der unser RAPUNZEL Bio-Palmöl stammt, macht eine sehr gute
Arbeit in Hinblick auf den ökologischen Anbau von Ölpalmen. Auch alle sozialen
Standards werden aus unserer Sicht dort eingehalten.
Die Situation in Süd-Bolivar (Finca Las Pavas) ist sehr komplex und unter Umständen
nach rechtlichen Kriterien nicht mehr eindeutig aufzuarbeiten. Solange die Vermittlung der
Kommission läuft und wir eine gute Chance sehen, dass der Konflikt um die Las Pavas-
Finca einvernehmlich gelöst werden kann, werden wir unsere Lieferantenbeziehung mit
Daabon weiterhin fortsetzen. Nur durch eine langfristige geschäftliche Beziehung können
wir Einfluss auf Entscheidungen unserer Geschäftspartner nehmen.
Wir erwarten von unserem Lieferanten, dass er sich weiterhin aktiv in den Prozess
um eine Lösungsfindung einbringt und respektvoll mit den Bauern in Süd-Bolivar
umgeht.
Sollte dies erkennbar nicht der Fall sein, werden wir trotz der zwei Jahrzehnte
währenden vorbildlichen Arbeit im Bio-Palmanbau zukünftig ein neues Projekt
aufbauen.
Mit freundlichen Grüßen
RAPUNZEL Naturkost AG
Die Geschäftsleitung