human vegetable Sa Jul 23, 2011 9:03 pm
Nachdem ich jetzt das ganze Buch gelesen habe, will ich die Empfehlung nochmals unterstreichen.
Zwar geht es ziemlich explizit um Sex - speziell um die Frage, welche Verhaltensweisen nun kulturell geprägt sind, und was natürlich angelegt ist - aber eben nicht nur. Das Buch hätte auch "Humankind at Dawn" heißen können, da sich die Autoren mit der übergeordneten Frage auseinandersetzen, wie das menschliche Zusammenleben vor der neolithischen Revolution gelaufen ist.
Aus meiner Laiensicht belegen die Autoren sehr überzeugend, dass unsere Vorstellungen über diese Zeit ("solitary, poor, nasty, brutish, and short") ein Echo unser kulturellen Voreingenommenheit sind, und dass die zugrundeliegenden Annahmen über menschliche Natur (die auch als biologistische Rechtfertigungen für Konzepte wie Kapitalismus und Kommunismus herangezogen werden) nicht haltbar sind. Andererseits bemühen die Autoren sich aber, nicht in Paleoromantik zu verfallen und erwähnen auch unangenehme Dinge wie die weit verbreitete Praxis der Kindstötung, um Bevölkerungswachstum zu begrenzen.
Das Buch hat meine Ideen über "menschliche Natur" komplett verändert, und zwar in höchst positiver Weise. Der Mensch ist eben keine sozialdarwinistische Überlebens- und Reproduktionsmaschine, die nur den eigenen Vorteil auf Kosten anderer sucht. Leider sind die Rahmenbedingungen heute aber so, dass gerade dieses eigentlich unnatürliche Verhalten kurzfristig belohnt wird, mit den bekannten Folgen.
Leseproben:
http://www.sexatdawn.com/page11/page11.html (rechts in der Liste können verschiedene Auszüge angeklickt werden)