Ottomane schrieb:Das kann interessant werden. Diskussionen sind immer nett
LeneS schrieb:
Tatsächlich glaube ich, dass es genau darauf hinausläuft. Also unterm Strich ist es keine Entwicklung in dem Sinn, sondern eher eine Art "rückbesinnen auf die Natur".
Ottomane schrieb:Welche "Natur" meinst du damit?
Die menschliche Natur ;-)
LeneS schrieb:
Na mal von Anfang an: Es ist doch so, dass wir, grade was die Partnersuche betrifft, noch wesentlich animalischer sind als wir oft wahrhaben wollen. Zig Studien belegen, dass wir doch recht hormongesteuert (und wohl auch geruchgesteuert) sind. Und noch ein Fakt: Grundsätzlich ist der Mensch nicht monogam. Die Ehe wie wir sie heute kennen, die auf ein ganzes Leben lang ausgelegt ist, macht für die Erhaltung der genetischen Vielfalt überhaupt keinen Sinn.
Ottomane schrieb:Die rechtliche Ehe ist definitiv sehr frisch, aber schon bei den Römern war es "unhöflich" mehr als eine Frau zu haben, auch wenn es legal und mehr als möglich war.
Es geht bei den Zielen der einzelnen Lebewesen nie um die Erhaltung der genetischen Vielfalt, sondern um das Weitergeben der eigenen Gene. Eine monogame Beziehung mit mehr Kontrolle darüber hat hier eindeutig Vorteile. Monogame "Ehen" gab es praktisch in jeder Gesellschaft (sofern ich das grad googlen konnte, ich bin kein Anthropologe ) durch die Zeiten. Auch in sehr polygamen Gesellschaften. Monogamie ist wie Polygamie also ein Teil menschlicher Natur, aber untreu sein auch.
Naja. Weitergeben der eigenen Gene - ja klar. Aber - sich dazu binden an einen Partner birgt ganz klar viel zu große Gefahren. Nämlich die, dass einer unfruchtbar bzw. nicht sehr potent ist.
Die massenhafte Untreue von der ich im direkten Bekanntenkreis immer mitbekomme resultiert in meinen Augen ganz klar daraus, dass wir versuchen uns in Schemata zu pressen die wider unserer Natur sind.
LeneS schrieb:
Viele Jahrhunderte lang hat diese Form der lebenslangen Bindung aus finanziellen Gründen durchaus Sinn gemacht, aber diese Zeiten sind vorbei. Und ich glaube einfach, dass wir grade in einer großen Umbruchsstimmung sind und ich bin schon sehr gespannt darauf, wohin dieser Weg uns führen wird.
Ottomane schrieb:Sogar Jahrtausende. Ungefähr seit Anbeginn der erfassbaren menschlichen Geschichte. Jäger-und-Sammler-Gesellschaften waren anscheinend fast vollständig monogam, einfach weil es sich niemand "leisten" konnte mehr als ein zusätzliches "Weibchen" zu "unterhalten". Später ging das fließend über in Erhaltung des Besitzes. Wenn man Land oder Werkzeuge zu vererben hatte, war es nur von Vorteil zu wissen wie man das regeln sollte. Meine Sorge bei einer potentiellen Umbruchstimmung ist, dass Partner weniger Bedeutung bekommen, weil sie auch als auswechselbar betrachtet werden können. Das wird dann spannend, wenn die Leute verlernen, dass "Puppy Love", also frische Liebe, wie sie in Büchern und Filmen glorifiziert wird, nie ewig hält. Also der Partner nicht der richtige ist, weil die Turboliebe vom Anfang abgeklungen ist.
Ich glaube nicht, dass der Großteil der Menschen mit universeller Polyamorie klarkommen würden. Wo könnte denn ein alternativer Weg liegen?
Da core. Ich ja auch nicht. Also wir leben selbstverständlich auch monogam und ich würde Untreue nicht dulden. Einen alternativen Weg per se kann ich jetzt nicht aus dem Ärmel schütteln. Aber was ich sehe, ist, dass es mit Partnerschaften wohl über kurz oder lang in die gleiche Richtung geht wie bei Jobs. Mein Papa ist in der gleichen Firma in Pension gegangen in der er mit 15 Jahren zu lernen begonnen hat. Das ist heute undenkbar. Ich glaube, dass grundsätzlich Männer die Bereitschaft zeigen müssen (wider ihre Natur) auch fremde Kinder aufzuziehen. Das dürfte wohl tatsächlich noch ein Problem sein, eine Frau mit Kind findet wesentlich schwerer einen Partner als ohne Kind. Und dann können wir in die Richtung "Beziehungshopping" gehen. 10 Jahre, solange es passt, dann wechseln. Warum denn auch nicht?
LeneS schrieb:
Ich kann dem Ganzen aber auch durchaus was Positives abgewinnen. Zum einen finde ich es schön zu wissen, dass ich gehen kann wann ich will, dass ich mit Dominik nicht zusammen sein muss. Das heißt - ich brauche ihn nicht, ich will ihn. Und das muss doch auch für ihn schön sein, meiner Meinung nach wäre es doch für einen Mann sehr demütigend, würde eine Frau nur aufgrund einer finanziellen Notwendigkeit mit ihm zusammen bleiben bzw. in weiterer Folge auch intim mit ihm sein. Das grenzt für mich an Prostitution. Dabei erlebe ich genau das doch recht häufig. Meine Eltern zum Beispiel lieben sich ganz sicher nicht mehr.
Ottomane schrieb:Ich weiß nicht genau, wie das von einer Ehe entkoppelt wäre. Die Trennung ist zwar aufwendiger, weil es durchs Gesetzbuch muss, aber möglich ist es immer.
Na, da merkt man halt schon noch meine erzkatholische Erziehung. Ehe ist für immer.
LeneS schrieb:
Bzw. was ich bei mir im Freundeskreis immer wieder erlebe - zusammenbleiben, aus Angst "übrig" zu bleiben, also niemand anderen mehr zu finden. Dabei finde ich genau das so absurd, wäre ich ihn meinem Job wirklich sehr unglücklich würde ich sofort kündigen. Aber eine Beziehung, in der man unglücklich ist, erhält man viele Jahre auf Zwang aufrecht? Ja sind wir uns denn selbst nicht mehr wert?
Ottomane schrieb:Es gibt einen Haufen Leute da draußen, die Jahre lang unfreiwillig Single sind und einfach nicht eine passende Person finden. Die weitere Frage ist: Ist man wirklich unglücklich, oder nur weniger zufrieden als am Anfang, weil sich Dinge im Leben ändern?
Hm. So arrogant das jetzt wirken mag - mir gings noch nie so, also kann ich da nur ganz schwer drüber reden. Nur als Beispiel - ich hab ja Dominik sowohl hier als auch im RL schon gekannt, da war ich mit meinem Ex noch zusammen. Dann hab ich Schluss gemacht und kurze Zeit später hat mich Dominik mal gefragt ob wir nicht essen gehen wollen. Ich bin seit ich 15 bin ich Beziehungen (6 Jahre, 3 Jahre, ein paar Monate, etwas mehr als 1 Jahr und jetzt auch schon 14 Monate) und war dazwischen nie sonderlich lange alleine. Ich weiß auch nicht warum das so ist, ich glaube, wenn man nicht Single sein will muss man das auch nicht. Aber mir wurde schon öfter gesagt, dass das bei mir ein wenig ungewöhnlich ist ;-)
Ich rede da aber wirklich von zum Teil krassen Fällen. Eine Freundin von mir wird seit Jahren betrogen und nimmt das in Kauf. Eben weil sie Angst hat sonst alleine zu bleiben. Und ja, ich behaupte sie ist wirklich sehr unglücklich.