Gast Mo Jul 25, 2011 6:18 am
Böse Kohlenhydrate & Böses Insulin?
LowCarb liegt gerade schwer im Trend, gerade in Populärliteratur und dem Internet. Und aktuell ist diese "böse Kohlenhydrate" & "böses Insulin" daher "Low Cab" Empfehlung sehr verbreitet.
Fakt ist ferner, daß US-Amerikaner und Menschen in den Industrienationen nicht so übergewichtig geworden sind, weil sie sich seit Jahren Low-Fat ernährt haben. Die Antwort ist simple: Die Menschen in den Industrienationen essen einfach zuviele Kalorien und bewegen sich immer weniger. (Siehe Amerikaner die mit dem Auto überall hinfahren).
Und Fakt ist auch, daß sich die meisten Menschen überhaupt nicht Low-Fat ernähren. Laut der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) wurden im Schnitt die letzten 30 Jahre rund 35% Fett gegessen. Die letzten Jahre ist der Kohlenhydratanteil bei Männern sogar runtergegangen, aber die Gesamtenergieaufnahme gestiegen. Viel Fleisch, viele versteckte Fette und natürlich auch viele Kohlenhydrate sind dann viele Kalorien. Und nur die machen Fett.
Insulin ist dabei nur der Mediator (lat. mediator "Mittler").
Wer zuviel Kalorien ißt wird dann mittels Insulin Fett.
BTW: Man wird auch von einer Low Carb Diät Fett, wenn zuviele Kalorien gegessen werden. Durch den hohen Proteinkonsum (sprich hohe postprandiale Thermogenese) werden ein paar mehr Kalorien "verpuffen", aber fett wird man trotzdem.
Beim Fettabbau hat Insulin nur eine hemmden Wirung auf die Lipolyse (Fettspaltung) aber nicht auf die Fettverbrennung (=ß-Oxidation). Im Cytosol der Zellen sind genügend Fettsäuren gespeichert, daher hat Insulin langfristig keinen Einfluß auf die Fettverbrennung.
Dass Bodybuilder z.B. auf vor dem Wettkampf auf Kohlenhydrate verzichten, liegt u.a daran, daß durch die Leerung der Glykogenspeicher auch reichlich Wasser aus dem Körper geht und man dabei diesen knallharten Look bekommt.
Vorteile einer LowCarb, liegen daher meist bei diesen Dingen:
1) erhöhte postprandiale Thermogenese (25% der Proteinkalorien verpuffen)
2) höhere Sättigung
3) weniger Wasser im Körper, daher härterer Look (subjektiver Eindruck eines höheren Fettabbaus)
Durch die stärkere Sättigung, essen die Probanden weniger Kalorien und bauen dadurch mehr Fett ab.
Aber gerade im Sport und vor allem Kraftsport sind Kohlenhydrate unverzichtbar, daher laden ja auch Low-Carb Sportler die Speicher in regelmäßigen Abständen auf (Refeed). Über die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens muss sich der Sportler seine eigenen Gedanken machen.
Sportler brauchen Kohlenhydrate und ohne Kohlenhydrate ist nicht an Muskelaufbau zu denken. Ein Blick auf die Energiezufuhr ist zu werfen und komplexe Kohlenhydrate zu bevorzugen. Die besten Lebensmittel sind Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte und sparsam Samen und Nüsse (da sehr viel Fett enthalten ist)(Krauss et al, 2000; Wetst and de Looy, 2001; EK IV, Empfehlungsgrad A).
Dabei sind Crash Diäten zu vermeiden. Studien zeigen, daß LowCarb Diäten langfristig keine Vorteile bieten. Als dauerhafter Lebenstil kann man mit LowFat (20 Energieprozent) und komplexen Kohlenhydrate sein Wunschgewicht erreichen (Samaha et al, 2003; Stern et al, 2004).
Low Carb Diätformen werden insbesondere in Bezug auf die unerforschten Auswirkung auf den Stoffwechsel und der mangelhaften Versorgung von Mikronährstoffen nicht empfohlen (Brehm et al, 2003; St. Jeor et al, 2001).