So hier mal eine ausführliche Antwort. Ich mache aus dem Text auch noch einen eigenen Thread, da die Problematik wohl mehr Menschen die vegan leben betrifft.
Meine Recherchen, welche noch nicht abgeschlossen sind, haben vermeidlichen Ursachen gefunden und ich will hier ein paar Lösungsvorschläge anbieten.
Wenn Menschen sich verstärkt oder ausschließlich pflanzlich ernähren, kommen große Mengen an Lebensmitteln auf den Teller, die vorher in kleineren Mengen konsumiert wurden.
Tierprodukte wie Fleisch, Fisch, Eier und Käse sind praktisch kohlenhydrat- und ballaststofffrei. Mit einem verstärkten Konsum von Hülsenfrüchten wie Soja, Bohnen, Erbsen, Linsen, Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Nüssen wird der Ballaststoffanteil in der Nahrung deutlich erhöht. Abgesehen von Nüssen und Samen geht meist auch der Kohlenhydratanteil nach oben bzw. der Anteil der Kohlenhydrate die für den Körper schwer verwertbar sind. Gesundheitliche Probleme sollten allerdings auch von einem Arzt abgecheckt werden! Macht die Ernährung Probleme und will man die Verdauung verbessern, muss man die schwerverdaulichen Kohlenhydrate reduzieren.
Folgende Kohlenhydrate können problematisch sein:
- Laktose (für Veganer kein Problem)
- Fructose
- Resistente Stärke
- Ballaststoffe
- Zuckeralkohole
Das Problem liegt für die meisten Mensche einfach darin, dass zu viele dieser schwerverdaulichen und problematischen Kohlenhydrate gegessen werden.
Fructose:
Bis zu 50% aller Menschen haben nach aktueller Datenlage eine Fructosemalabsorption.
Die Probleme können von Übelkeit, Krämpfe, Blähungen, Gasbildung, Reflux bis Durchfall führen. Die Reduzierung oder das Weglassen von stark fructosehaltigen Lebensmitteln bringt meist deutliche Besserung.
Resistente Stärke:
Resistente Stärke (RS) ist in komplexen Kohlenhydraten wie Haferflocken, Mais, Kartoffeln, Weizen und Reis enthalten.
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass bei Haferflocken, Weizen, Kartoffeln, Mais und Hülsenfrüchte, aber auch Nüssen rund 10-20% unverdaubares Material bei gesunden Menschen übrig bleibt. Der Anteil bei Menschen mit Verdauungsproblemen ist unbekannt und liegt wahrscheinlich noch höher. Beim Blick auf Stärke muss man zwischen Amylopektin und Amylose unterscheiden, Letzteres ist bedeutend schwerer für den Körper zu verwerten.
Pasta, die meisten Reissorten (außer Sushi-Reis), Weizen, Haferflocken, Roggen, die meisten Kartoffeln und Bananen haben viel Amylose.
Kleine Mengen der RS sind häufig problemlos und können im Dünndarm fermentiert werden, bei größeren Mengen kann es aber zu Problemen kommen.
Ballastsstoffe:
Ballaststoffe kommen in unterschiedlichster Form daher: Fructane, Pectine, Beta-Glucan, Stachyose, Raffinose, Verbascose, Hemicellulose, Cellulose, Lignin.
Ballaststoffe werden in lösliche und unlösliche Ballaststoffe eingeteilt. Ernähungsorganisationen empfehlen rund 20-35 Gramm Ballaststoffe am Tag. In einer veganen Ernährungen werden oftmals die mehrfache Menge am Tag aufgenommen, da praktisch jedes pflanzliche Lebensmittel (außer Haushaltszucker und pures Pflanzenöl) Ballaststoffe beinhaltet.
Die Fermentierung von Ballaststoffen findet im Dickdarm statt, bei hohem Ballaststoffkonsum kann diese Fermentierung aber im Dünndarm beginnen und erhebliche Probleme bereiten. Die Symptome können hierbei Magenschmerzen, Blähungen, Gasbildung, Reflux, Krämpfe und Durchfall bedeuten. Die Limitierung von Ballaststoffen kann einigen Menschen effektiv helfen, die Gasbildung zu reduzieren.
Salate, Gemüse, Nüsse und Samen haben relativ gut fermentierbare Ballaststoffe.
Hülsenfrüchte sollte bei Verdauungsproblemen streng limitiert werden.
Das Weglassen von Zuckeralkohol kann auch eine Erfolg versprechende Strategie sein.
Maßnahmen:
Eine erfolgreiche Strategie kann eine moderate LowCarb Ernährung darstellen. Hier sollte aber der Kohlenhydratanteil meiner Meinung nicht unter 150 Gramm gehen, damit genug Biss für das Bewegen von schwerem Eisen vorhanden ist.
Eine weitere Maßnahme ist Obst immer (über-)reif zu essen, das reduziert den Anteil der Resistenten Stärke.
Stärke sollte immer stark gekocht sein und warm gegessen werden, da kalte Kohlenhydrate den 3-fachen Anteil an RS haben können.
Längeres, gründliches Kochen reduziert den Anteil an RS (Besonders bei Kartoffeln, Pasta, Reis oder anderen Vollkornprodukten).
Die effektivste Strategie ist allerdings Vollkornprodukte zu meiden und stärkefreies Gemüse zu essen. Proteinpulver mit niedrigem Kohlenhydrate und Ballaststoffanteil wie Reisproteine von Sun Warrior oder Growing Naturals oder Aminosäurepulver von Peak EAA bzw. BCAA können beim verknappten Lebensmittelangebot den Proteinbedarf spielend decken.
Mindestens 2 Liter Flüssigkeit (am besten stilles Mineralwasser) sollten zur Unterstützung der Verdauung ebenfalls getrunken werden und regelmäßiger Ausdauersport.
Intermittierendes Fasten kann eine weitere Möglichkeit sein, die Verdauung zu verbessern.
Hier nun eine Bewertung der veganen Lebensmittel bei Magen/Darmproblemen:
Bevorzugt essen:
Gemüse-Suppen
Reiscracker
Puffreis
Reisbrot
Mandelmehl
Reisnudeln (mit wenig Amylose)
Sushi-Reis
Kartoffeln der Sorte Desiree, Pontiac, Sebago
Taro
Stärkearmes Gemüse
Wassermelone
Cantaloupe
Ananas
Pfirsich
Erdbeeren
Aprikosen
Mandelmilch
Nüsse
Kokosnussmilch
Dextrose
Moderat essen:
Sojaprodukte (wenn überhaupt)
Grüne Bohnen
Erbsen
Kekse
Weißmehlprodukte
Mais
Buchweizen
Cornflakes oder andere Cerealien
Pommes
Andere Kartoffelsorten
Andere Obstsorten
Vorsichtig sein:
Alle Bohnen
Linsen
Kichererbsen
Vollkornprodukte
Kuchen
Basmati Reis
Vollkornreis
Süßkartoffeln
Unreife Bananen
Feigen
Getrocknete Früchte
Viel Erfolg!