1.: Die Vorteile, die Du ansprichst, standen in Relation zu bestimmten Umweltbedingungen. Jene Umweltbedingungen sind aber nicht mehr gegeben. Somit stellt es keinen Vorteil mehr dar, Nahrung zu essen, die man nur gegart verträgt, da Nahrung zur Verfügung steht, die roh genießbar ist mit allen Vorteilen und ohne die Nachteile.
Du verstehst offenbar nicht, wie Evolution funktioniert. Nur weil bestimmte Umstände dafür sorgen, dass etwas selektiert wird, heißt das nicht, dass es automatisch erlischt, wenn diese Umstände beendet sind.
Unsere Därme sind mittlerweile anders, weil wir einen Vorteil dadurch
hatten, gekochtes zu essen. Und da wir weiter gekochtes essen, bleibt der Verdauungstrakt so, wie er jetzt ist.
Es ist äußerst fraglich (bis unwahrscheinlich), ob man also Rohkost so verwerten kann, wie beispielweise ein Gorilla. Unsere Gesellschaftsstruktur lässt es überides nicht zu täglich 25kg Rohkost zu essen. Um diese zu verwerten, müsste man den halben Tag pennen können, wie eben ein Gorilla.
Ich denke, dass die gegenwärtige Funktion des Kochens als Erleichterung der gesellschaftlichen Interaktion (aus den oben genannten Gründen) als eine Exadaption gesehen werden kann. Beispielsweise hatten Federn bestimmten Funden zur Folge früher die Funktion der Wärmererhaltung und wurden daher selektiert. Mittlerweile hat sich ihre Funktion aber zur Begünstigung der Flugfähigkeit gewandelt. Einmal selektierte Merkmale können aus völlig anderen Gründen beibehalten werden. Dennoch sind sie dann noch da.
Deine "Pro Kochkost"-Argumentation kann man 1:1 auf Fleisch und Milch übertragen. Fleisch hat nachweislich in vielen Zeiten und an vielen Orten das Überleben gesichert, Milch hat nachweislich die menschliche Genetik beeinflußt. Ethische Aspekte außen vor, heißt das, Fleisch und Milch wären gesundheitlich okay? Deinem Argument nach, ja, aber auch Du antwortest Dir selbst:
Nein, Junge. Hier gibt es den statistischen Nachweis - okay sagen wir Hinweis -, dass diese Produkte gesundheitlich nicht von Vorteil sind, zumindest nicht in der Quantität, in der sie jetzt konsumiert werden.
Es ist durchaus denkbar, dass sehr geringer Fleischkonsum nachwievor gesundheitlich unbedenklich ist. Ebenso ist denkbar, dass spätere Generationen, sollte tierliche Nahrung aus irgendwelchen Gründen mal einen selektiven Vorteil bieten, sich fast komplett carnivor ernähren können, ohne Schaden davon zu tragen.
Für mich erübrigt sich die weitere Diskussion, da du eben nicht genug Ahnung von den Feinheiten der Evolutionstheorie zu haben scheinst und daher ein statisch-essentialistisches Menschenbild unterhältst.
Dieses kann aufgrund massiver, übereinstimmender, die Evolutionstheortie bestätigender Evidenzen meines Erachtens nicht aufrecht erhalten werden.
Du gehst also sowieso von unfundierten (und damit mMn irrationalen) Vorannahmen aus, die dann auch zu irrationalen Folgeüberzeugungen führen - meine Meinung, gegeben meines empirisch-theoretischen Kenntnisstandes.
3.: Du sprichst von fehlender Makronährstoffdichte; kannst Du Dich differenzierter ausdrücken? Deine Aussage ist beinahe so diffus wie die eines Fleischessers, der überzeugt ist, ohne Fleisch "fehle einem was" Rolling Eyes WAS GENAU fehlt?
Proteindichte, entprechende Fettkomposition für Produktion anaboler Hormone, geringer Verdauungsaufwand bei Gewährleistung der entsprechenden Makronährstoffe. Etwas konkreter, denke ich.
Lies dir ggf meinen Artikel in der Aufbau-Sektion durch, bzw. einige Threads hier. Dann findest du Hinweise darauf, warum ich und andere hier nicht von der Sinnhaftigkeit der Rohkost-Ernährung für den Muskelaufbau etc. überzeugt sind.
Zuletzt von Floey am Di Feb 01, 2011 10:05 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet